Eine Person aus meinem Bekanntenkreis schickt mir diesen Gerichtsbeschluss per WhatsApp und fragt: Warum ist mein Antrag abgelehnt worden?
Spoiler: Ist er nicht.
Start Hintergrund
Es handelt sich um eine Person, die einen Betreuer hat. Mit ihrem aktuellen Betreuer ist die Person unzufrieden. Deshalb hat sie einen Betreuer-Wechsel beantragt.
Ende Hintergrund
Nun kam als Antwort ein Brief (einzeiliges Anschreiben) mit einer Anlage (diesem Beschluss). Ich verstehe auf den ersten Blick: Nein, der Antrag wurde nicht abgelehnt. In der Angelegenheit wurde noch gar nicht entschieden. Aber ohne juristisches Wissen (Was ist ein Verfahrenspfleger?) verstehe auch ich nicht alles.
Merke:
Briefe an Normalsterbliche kann man mindestens allgemeinverständlich schreiben. Besser noch: in Einfacher Sprache. Hier ein Vorschlag als kostenloser Service für das Amtsgericht Münster.
Sehr geehrte/r …,
wir haben Ihren Brief erhalten. Sie haben beantragt, den Betreuer zu wechseln.
Das Betreuungsgericht hat noch nicht über Ihren Antrag entschieden. Das Gericht entscheidet in einem Verfahren über Ihren Antrag.
Für das Verfahren hat das Gericht eine Rechtsanwältin als „Verfahrenspflegerin“ beauftragt. Das bedeutet: Sie wird bei den Anhörungen anwesend sein und Ihre Interessen vertreten. Sie kann zum Beispiel Anträge für Sie stellen und Widerspruch gegen Entscheidungen des Gerichts einlegen.
Ihre Anwältin heißt (VORNAME NACHNAME) und ihre Kanzlei ist in (STRASSE NUMMER ORT). Anwältin X ist ab sofort für Ihr Verfahren zuständig. Das hat das Gericht entschieden. Dieser Entscheidung können Sie nicht widersprechen.
Mit freundlichen Grüßen,
…
P.S.: Was ich mich als Empfänger dieses Schreibens fragen würde: Was ist mit den Kosten des Verfahrens? Und besteht für den „Betroffenen“ Handlungsbedarf – zum Beispiel: Kontakt zur Anwältin aufnehmen – oder passiert das Verfahren über seinen Kopf hinweg?
Wieder einmal merke ich, wie wichtig eine verständliche Rechtssprache wäre. Und wie schwer es offensichtlich ist, allgemeinverständlich zu schreiben.
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